DRK-Landesschule: erstmals Anästhesie simuliert
In der Ausbildung von Notfallsanitätern geht die DRK-Landesschule Baden-Württemberg in Villingen-Schwenningen mit Simulationskursen neue Wege
Die DRK-Landesschule hat am Standort Villingen-Schwenningen ein neues Kapitel aufgeschlagen: Dort gab es einen ersten Simulationskurs zum Thema Anästhesie. Die zweiwöchige, 80-stündige Ausbildungseinheit ist gleichbedeutend mit einer praktischen Ausbildungseinheit im Krankenhaus.
Wie können Notfallsanitäter lernen, was sie wissen müssen? Nicht für alle Konstellationen bieten sich gute Trainingsgelegenheiten in der Praxis. Es fehlt schlicht an Ausbildungsplätzen in Kliniken, speziell in der Geburtshilfe und der Anästhesie klemmt’s. Deswegen erprobt die DRK-Landesschule Baden-Württemberg an ihrem Standort Villingen-Schwenningen neue Wege: Ein medizinisches Simulationszentrum soll dort entstehen. Dafür kooperiert die Landesschule mit dem benachbarten Schwarzwald-Baar-Klinikum und mit der Hochschule Furtwangen.
Der jetzt abgeschlossene Kurs war der erste seiner Art in der Geschichte der noch jungen Berufsausbildung. 14 Schülerinnen und Schüler sind dafür aus dem gesamten Bundesland angereist. Die zuständige Behörde hatte das Pilotprojekt kurzfristig genehmigt, weil es einige Schülerinnen und Schüler gab, die wegen der Pandemie auf einen Teil ihres Klinik-Einsatzes verzichten mussten. Dadurch wären Fehlzeiten entstanden. Um das zu umgehen, organisierte die DRK-Landesschule zusammen mit dem Schwarzwald-Baar-Klinikum den 80-stündigen Kurs. Darin wurden die praktischen Anteile, die normalerweise in der Anästhesie einer Klinik gelernt werden, in simulations-basierter Herangehensweise thematisiert.
Für den simulations-basierten Kurs wurde ein Übungs-Operationssaal aufgebaut, an den auch ein Regie-Raum angegliedert wurde. Der Übungs-OP wurde so eingerichtet, dass die Auszubildenden dort eine Lernumgebung zur Verfügung hatten, die der Realität sehr nahekommt. Aus dem Regie-Raum wurde moderne Audio-Video-Technik gesteuert. So war es möglich, die Übungsszenarien bei Bedarf aufzuzeichnen oder sie in einen Lehrsaal zu übertragen.
Um anästhesiologische Maßnahmen und das Atemwegs-Management zu erproben und zu üben, hat die Schule außerdem ein Lernlabor (Skills Lab) aufgebaut. Dort konnten die Schülerinnen und Schülern an Phantomen und anatomischen Modellen ihre Fertigkeiten festigen.
In den 80 Stunden standen für die Schülerinnen und Schülern etliche Lerninhalte auf dem Plan: Prämedizieren und Aufklären in der Anästhesie, Grundlagen der Anästhesie, Patientenvorbereitung, Dokumentation, das Verhalten im OP, verschiedene Narkoseverfahren, Atemwegsmanagement und Beatmung, „Difficult Airway-Management (Materialien und Algorithmus)“, Assistenz beim Anlegen einer Thoraxdrainage, Assistenz bei der Koniotomie, Teamarbeit und Crew-Ressource-Management in kritischen Situationen sowie Oxygenierung, Atemwegssicherung und Narkose bei Säuglingen und Kindern.
Möglich wurde das Projekt auch dank der benachbarten Klinik: Etliche Ärzte der Abteilungen Anästhesiologie und Klinik für Akut- und Notfallmedizin des Schwarzwald-Baar-Klinikums unterstützten den Kurs aktiv. Mit dabei waren auch beide Chefärzte, Prof. Dr. Sebastian Russo und Prof. Dr. Bernhard Kumle. „Das zeigt uns, dass auch die Klinik und die Chefärzte eine solche Integration von simulations-basiertem Lernen in die Ausbildung der Notfallsanitäter für sinnvoll halten“, sagt Matthias Ziegler von der DRK-Landesschule, der Schulleiter der Bildungseinrichtung Villingen-Schwenningen.
Die DRK-Landesschule und das Schwarzwald-Baar-Klinikum bieten gemeinsam auch ein ähnliches Format der simulations-basierten Ausbildung für den Bereich Pädiatrie und Geburtshilfe an. Auch hier unterstützt die Abteilung Kinder- und Jugendheilkunde von Prof. Dr. Matthias Henschen (Chefarzt und Direktor der Klinik) mit seinem Team, die Simulation weitervoranzutreiben. Für das kommende Jahr sind weitere Simulationskurse in Planung.