Virtuelle Realität
Wer Übungsszenarien in virtuellen Umgebungen trainiert, hat besonders einprägsame Lernerlebnisse. Deswegen setzt die DRK-Landesschule auch Trainings in virtuellen Lernwelten ein. Wer daran teilnimmt, wird mit einer VR-Brille direkt hineinversetzt in seine Einsatz-Situation. Die Lernerfolge können sich sehen lassen. Weil viele Menschen in so eine virtuelle Welt tiefer eintauchen als in ein Übungsszenario, das im Klassenzimmer nachgespielt wird, kommt es virtuell auch zu einer vertieften kognitiven und emotionalen Auseinandersetzung mit dem Notfall-Szenario. Genau das macht diese moderne Form des Trainings besonders effektiv.
Vorkenntnisse braucht es keine, ein bisschen Eingewöhnung schon. Die ersten Minuten mit einer VR-Brille auf dem Kopf, mit Kabeln und dem ungewohnten Equipment dienen der Orientierung. Wenn die Übungen anlaufen, angeleitet von Dozenten, dauert es meist nicht lange: Nach kurzer Zeit wird die virtuelle Übungssituation von den meisten als real empfunden. Erfahrene Dozenten, die solche Übungen anleiten, merken in der Regel genau, wann das passiert – weil sich ab diesem Moment das Verhalten der Übenden merklich ändert. Auch die Interaktionen zwischen mehreren Übungsteilnehmern sind sehr dicht an dem, wie die Rettungskräfte in der Realität während eines Einsatzes miteinander umgehen würden.
Die DRK-Landesschule hat dem System-Anbieter Tricat und dem Fraunhofer Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE) dabei geholfen, das System zu testen und voranzubringen. Danach wurde die Landesschule einer der Erstnutzer, schaffte erste Brillen und Lizenzen an. An mehreren Standorten wird die neue Methode während einer Testphase bereits in den Unterricht integriert. Prinzipiell kann das System auch an alle anderen Standorte ausgeliehen und dort eingesetzt werden. Wenn die Testphase ein Erfolg ist, will die Landesschule alle Standorte damit ausstatten.
Parallel wird die virtuelle Lernwelt stetig weiter auf- und ausgebaut. Immer mehr konkrete Fälle und Szenarien aus dem Ausbildungs-Curriculum werden hinterlegt. In Zukunft soll es auch möglich werden, dass Schülerinnen und Schüler – zusätzlich zu begleitetem Training im Unterricht – selbstständig trainieren und Übungen wiederholen. Durch individuelle Nutzer-Profile sollen sich neue Möglichkeiten eröffnen: dass Trainings bewertet werden und man über diese Punktwerte auch neue Levels erreichen kann, als zusätzliche Motivation. Gewünscht ist, dass Szenarien über Voreinstellungen angepasst werden können an das Ausbildungsjahr und Ausbildungsziel. Wenn jemand eine komplette Berufsausbildung durchläuft oder mehrere aufeinander aufbauende Ausbildungen, wäre es gewünscht, dass dasselbe Szenario im Lauf der Jahre unter neuen Vorzeichen wiederkehrt, um Lerneffekte zu maximieren. Lehrunterlagen und Nachschlagewerke sollen im virtuellen Raum hinterlegt werden, damit man während des praktischen Übens nachschauen und abgleichen kann.